italia mia – la festa 2016

Kartause Mauerbach, Kirche
Freitag, 15. Juli 2016, 19:30 Uhr

«AFFETTI CROMATICI»

Sonate von Giovanni Valentini, Giovanni Paolo Cima, Giovanni Pandolfi Mealli, Dario Castello u. a.

PRISMA

Franciska Hajdu   Violine
Elisabeth Champollion   Blockflöte
Dávid Budai   Viola da gamba
Alon Sariel   Theorbe

«AMOR VINCIT OMNIA»

Werke von Andrea Gabrieli, Giovanni Picchi, Girolamo Frescobaldi, Michelangelo Rossi

Lorenzo Feder    Cembalo

 

Als Caravaggio 1595 oder 1596 den letzten Pinselstrich auf das Gemälde des «Liutista», war ihm bewusst, dass er ein Kunstwerk geschaffen hatte, das an einer Zeitenwende entstanden, die Zeiten überdauern werde. Wenige Monate zuvor war in der ewigen Stadt Giovanni Pierluigi da Palestrina gestorben. Mit ihm hatte quasi auch eine ganze Epoche der Musik, die «prima prattica» mit den polyphonen Stimmgeflechten ihr Leben ausgehaucht. Schon schickte die «seconda prattica», die neue Musik über dem Basso continuo ihre Boten voraus. Es sollte nur mehr wenige Jahre dauern, bis 1607 in Mantua Monteverdis «L’Orfeo», das Licht der Welt erblickte.
Caravaggio lässt die Genese seines «Lautenspielers» vor dem geistigen Auge vorbeihuschen: Wie anmutig der Jüngling für den «divino cantore» – den göttlichen Sänger – Modell saß, wie ihm sein Freund Annibale Carracci die Notenbücher und den Violino brachte. Er selbst ging zum Markt, um Blumen und Obst zu kaufen, besorgte Farben und Malmittel und ließ sich die Leinwand von den Gehilfen vorbereiten.
Caravaggio wird wohl geschmunzelt haben, als er auf den kleinen orthographischen Fehler beim Wort «Bassus» eines Stimmheftes aufmerksam gemacht wurde. Stolz war Caravaggio hingegen, weil er mit dem aufgeschlagenen Stimmbuch ein Madrigal von Jacques Arcadelt verewigte.
Was hat Caravaggios Lautenspieler mit «italia mia – la festa» tun? Sehr viel, denn das Gemälde dokumentiert eine musikalische Praxis des ausgehenden 16. Jahrhunderts: Das Madrigal von Arcadelt ist vierstimmig. Wir sehen allerdings nur eine Stimme, den Bass, den der abgebildete Jüngling sicher nicht gesungen, sondern auf der Laute gespielt hat. Gesungen wurde die höchste Stimme, und diese wahrscheinlich mit Verzierungen, die Harmonie ergänzenden Töne zum Bass wurden auf der Laute improvisiert. Somit dokumentiert das Gemälde eine Praxis, die eine der Wurzeln für die Monodie, den vom Generalbass begleiteten Gesang, darstellt.
Das Bild zeigt auch eine Renaissancelaute, die als Begleitinstrument dem am Ende des 16. Jahrhunderts erfundenen Chitarrone, einer Art Basslaute weichen musste. Caravaggios Bild zeigt aber auch ein Instrument, das eine große Metamorphose in Spiel- und Bauweise hinter sich hatte und jetzt quasi in vollendeter Form am Tisch liegt: die Violine.

Veranstalter: Bundesdenkmalamt Informations- und Weiterbildungszentrum Baudenkmalpflege – Kartause Mauerbach in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Baudenkmalpflege

PROGRAMM

Giovanni Valentini (ca. 1582–1642)
Sonata «enharmonica»
Battista (17. Jh.)
Sonata a due canti
Antonio Bertali (1605–1669)
Sonata Decima
Giovanni Paolo Cima (ca. 1575–1630)
Sonata à 4
Adam Jarzębski (ca. 1590–1649)
Concerto Chromatico
Giovanni Paolo Cima (ca. 1575–1630)
Sonata a canto e basso
Dario Castello (vor 1600–um 1658)
Sonata Seconda
Giovanni Girolamo Kapsberger (ca. 1580-1651)
Toccata & Gagliarda
Samuel Scheidt (1587–1654)
Sinfonia chromatica
Giovanni Pandolfi Mealli (1624–ca. 1684)
Sonata «La Cesta»
Salomone Rossi (ca. 1570–ca. 1630)
Sonata in Dialogo
Sonata sopra la Bergamasca
Franceso Turini (1598–1656)
Sonata a tre

Andrea Gabrieli (1532/33–1585)
Ricercar Arioso
Giovanni Picchi (ca. 1571–1643)
Toccata
Pass’e mezzo
Girolamo Frescobaldi (1583–1643)
Canzona terza
Toccata nona
Partite sopra l’aria di Romanesca
Anonym
Due Ciaccone
Michelangelo Rossi (1601/02–1656)
Toccata Ottava
Corrente Ottava
Toccata Nona

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